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In NRW sterben Innenstädte. Die Stadt Paderborn reagiert. Sie möchte das Einkaufserlebnis wieder ansprechender gestalten. Die ersten Maßnahmen treten bereits in Kraft.
Paderborn: Die Corona-Pandemie hat den Online-Versandhandel wachsen lassen, aber das Sterben der Innenstädte weiter verschärft. Das Kaufverhalten der Verbraucher hat sich mitunter grundlegend geändert. Auch Paderborn in NRW bekommt diese Auswirkungen zu spüren, schlägt sich bisher aber ganz gut. Dafür gibt es einen Grund.
Paderborn kämpft um drohenden Leerstand in der Stadt: „Textilfilialisten ziehen sich zurück“
„Auch das Oberzentrum Ostwestfalen Paderborn kann sich der aktuellen Entwicklung des stationären Einzelhandels nicht entziehen. Die Innenstadt befindet sich seit einigen Jahren in einem stetigen Wandel, der sich in der Mehrfachkrise noch verstärkt hat“, sagt Heiko Appelbaum im Gespräch mit wa.de. In Deutschland beispielsweise wurden die Webideen zurückgezogen und auch Görtz musste zahlreiche Filialen schließen.
„Derzeit beobachten wir, dass sich insbesondere Textilfilialisten zurückziehen. Die daraus resultierenden Leerstände werden mit vereinten Kräften neu vermietet“, erklärt der Paderborner Stadtdirektor. Die Stadt Paderborn konnte mindestens einen Neuzugang gewinnen: „ Strict”.
Als Dennis Boga aus Oelde nach einem Standort für sein Schuhgeschäft „Strictz“ suchte, richtete sich sein Blick ebenfalls nach Paderborn. Die Stadt konnte ihn überzeugen, da sie einen gewissen Standortvorteil bot.
Paderborn zieht neue Geschäfte in die Innenstadt
„Ausschlaggebend war der Mietpreis“, erklärt der 18-jährige Ladenbesitzer, der bereits mit 14 Jahren Sportschuhe verkaufte. Auch Dennis Boga suchte seinen „Strictz“-Store im Umland – Bielefeld zum Beispiel. „Die Angebote waren nicht gut, deswegen hätte ich auch nach Köln gehen können. In Paderborn lief alles gut“, sagte Boga im Interview mit wa.de. Damit so etwas funktioniert, fungiert Paderborns Stadtdirektor Appelbaum als Bindeglied.
Einkaufen in Paderborn City soll attraktiver werden. Stadtrat Appelbaum versteht sich daher als „Netzwerker, der gemeinsam mit den Eigentümern und Stadtplanern das Ziel verfolgt, die Quartiere nachhaltig zu entwickeln. Die Innenstadt ist komplex und alle gesellschaftlichen Gruppen müssen finden, was sie sind sucht. Es geht um das Nebeneinander unterschiedlicher Einzelhandels- und Gastronomiekonzepte für die gesamte Gesellschaft der Stadt.“ Davon profitierte schließlich auch Dennis Boga mit seinem Sneaker-Business.

Die Lifestyle- und Schuhkette Snipes ist mit ihrem Laden Wand an Wand. Auch Sportschuhe werden hier hauptsächlich verkauft. Kein Problem für Boga, die sich in Paderborn auf Sneaker in limitierter Auflage spezialisiert haben. Es sieht sogar synergistische Effekte. „Es war mehr oder weniger Zufall, aber wir ergänzen uns, anstatt Kunden voneinander zu vertreiben. Bei mir fangen die Sneaker bei 150 Euro an, bei Snipes enden sie bei 200 Euro“, sagt er. Diese Synergien wirken sich auch auf das Kaufverhalten der Paderborner Verbraucher aus, was sich wiederum für die Stadt auszahlt.
Die Stadt Paderborn sei bislang von einer “massiven Leerstandswelle” verschont geblieben.
„Paderborn ist bisher von einer massiven Leerstandswelle verschont geblieben, was an der Magnetwirkung der Stadt und dem vielfältigen Angebot liegt, das vor allem Gäste aus dem Umland zu schätzen wissen: Hier haben wir ein Einzugsgebiet mit rund 600.000 Menschen “, sagt City-Manager Appelbaum. Wichtig sei es, den „Erlebnisraum mitten in der Stadt“ gezielt zu fördern.
Paderborn denkt daher auch über konkrete Neuerungen nach. Appelbaum erklärt: „In einigen Quartieren in der Innenstadt, die baulich nicht mehr zeitgemäß sind, besteht Nachbesserungsbedarf. Die Politik hat dies früh erkannt und mit der Aufwertung des sogenannten Königsquartiers im Zentrum der Stadt begonnen .“ Um das Einkaufen in Paderborn wieder attraktiver zu machen.