
Die Foto-App Snapchat erfreute sich eines explosiven Wachstums, aber jetzt werden ihre Einnahmen in einem trägen Online-Werbemarkt zurückgehen. Abhilfe soll unter anderem ein Abo-Modell schaffen.
Die Foto-App Snapchat gewinnt immer noch neue Nutzer, aber das Werbegeschäft kommt nicht in Schwung. Nach stagnierenden Umsätzen im letzten Quartal rechnet Entwickler Snap intern mit einem Umsatzrückgang zwischen zwei und zehn Prozent für das laufende Quartal. Früher war Snapchat für explosives Wachstum bekannt.
Auch Snap ist in letzter Zeit in die roten Zahlen gefallen. Unter dem Strich stand im letzten Quartal ein Verlust von rund 288,5 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 22,5 Millionen Dollar (20,7 Milliarden Euro) im Jahr zuvor. Der Umsatz lag unverändert bei 1,3 Milliarden US-Dollar, gab Snap bekannt, nachdem der US-Markt am Dienstag geschlossen hatte. Die Aktien fielen im nachbörslichen Handel um fast 15 Prozent. Das Papier verlor innerhalb eines Jahres mehr als zwei Drittel seines Wertes.
Die Zahl der Snapchat-Nutzer stieg innerhalb von drei Monaten von 363 auf 375 Millionen. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Nutzer im wichtigen nordamerikanischen Markt seit einem halben Jahr bei 100 Millionen stagniert. In Europa hatte Snapchat zuletzt 92 Millionen Nutzer, vier Millionen mehr als drei Monate zuvor.
Abo-Modell als neue Einnahmequelle
Gründer und CEO Evan Spiegel verwies auf die Konjunkturschwäche, die den Online-Werbemarkt hemme. Gleichzeitig sieht er eine positive Seite: Die Nachfrage der Werbetreibenden sei nicht besser, aber auch nicht schlechter geworden, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Snapchat wirkt sich weiterhin auf Apples iPhone-Datenschutzrichtlinien aus. App-Entwickler wie Snap müssen Benutzer um Erlaubnis bitten, ihre Aktivitäten über Apps und Websites hinweg zu verfolgen, um Anzeigen zu personalisieren. Viele Nutzer lehnten dies ab, wodurch Anzeigen unter anderem auf Snapchat und Facebook weniger effektiv wurden.
Snap richtet also eine neue Plattform für Werbetreibende ein. Das Unternehmen betont, dass die Umstellung zwar kurzfristig Umsatz kostet, langfristig aber notwendig ist und Fortschritte bei der Verbesserung des Systems erzielt werden. Ein neues Standbein des Geschäfts wird neben der Werbung auch ein Abonnementmodell sein, bei dem die Nutzer für zusätzliche Funktionen wie benutzerdefinierte Benachrichtigungstöne oder Bildhintergründe bezahlen. Mehr als zwei Millionen Nutzer haben sich kürzlich für ein Abonnement namens Snapchat+ angemeldet. (dpa)