Razzia gegen Reichsbürger: Gewaltsamer „Systemumbruch“ geplant

Es ist die bisher größte Razzia in der sogenannten Bürgerszene: 3.000 Spezialeinheiten von Bund und Ländern durchsuchten am frühen Mittwochmorgen mehr als 130 Immobilien in mehreren Bundesstaaten, die einer Gruppe geheimer Bürger angelastet werden. als partielle Gewalt. 25 Personen wurden festgenommen. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht der Bildung einer terroristischen Vereinigung nach.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft sollen die Mitglieder der Gruppierung darauf abgezielt haben, “das derzeitige Regierungssystem in Deutschland zu überwinden und durch eine eigene, bereits weitgehend umgesetzte Staatsform zu ersetzen”. “. Sie waren sich darüber im Klaren, dass dieses Ziel “nur durch militärisches Vorgehen und Gewalt gegen Vertreter des Staates erreicht werden kann”.

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Die Bürger hätten auch über “Mord” nachgedacht. Nach Angaben der Behörde soll ein „militärischer Arm“ die geplante Übernahme „mit Waffengewalt“ durchsetzen.

Suche nach einem ehemaligen Mitglied der AfD

Zu den durchsuchten Teilen gehörte auch die Wohnung der ehemaligen AfD-Bundestagsabgeordneten Birgit Malsack-Winkemann. WELT-Reporter beobachteten, wie Spezialkräfte gegen 06:00 Uhr vor dem Reihenhaus im Berliner Wohngebiet Wannsee eintrafen und mit einem Rammbock die Haustür aufbrachen. Auch gegen Angehörige einer alten Adelsfamilie und ehemalige Angehörige des „Sonderkommandos“ der Bundeswehr gingen die Beamten hart vor.

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Ein Schwerpunkt der Angriffe liegt nach Angaben von Sicherheitsverbänden in Baden-Württemberg. Allein dort wurden Informationen von WELT nach etwa 30 Artikeln durchsucht. Die Behörden sind gegen Personen vorgegangen, die im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie Ärzte verleumdet und öffentlich bedroht haben sollen. Die von Drohungen betroffenen Ärzte stellten in ihren Praxen Impfungen her und setzten sich teilweise öffentlich für sie ein.

Ein Polizist vor einem Haus im Berliner Stadtteil Wannsee

Ein Polizist vor einem Haus im Berliner Stadtteil Wannsee

Quelle: Alexander Dinger

Im Fall des Kinderarztes sollen die Verdächtigen Aufkleber mit seinem Konterfei an Wänden, Autos und Briefkästen angebracht haben. Die begleitende Inschrift könnte mit „nächste Injektion“ oder „nächster Schuss“ übersetzt werden. Auch andere Ärzte und Politiker erhielten ähnliche Drohungen. Die Verdächtigen sollen Pläne verfolgt haben, an bekannten Impfern ein Exempel zu statuieren, sagten Sicherheitsgruppen.

Die Rolle des AfD-Politikers in der Fraktion bleibt unklar

Die prominenteste Figur, die der Gruppe zugeschrieben wird, ist eine ehemalige Bundestagsabgeordnete: Birgit Malsack-Winkemann ist AfD-Mitglied und war von 2017 bis 2021 für ihre Partei Bundestagsabgeordnete. Beobachter identifizierten sie mit dem extremen „Flügel“ der AfD die Party.

Nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag kehrte Malsack-Winkemann als Richterin an das Landgericht in Berlin zurück. Im Juni dieses Jahres beantragte die Berliner Justizministerin Lena Kreck (Linke) wegen Zweifeln an ihrer Verfassungstreue die vorläufige Pensionierung der 58-Jährigen. Das Verwaltungsgericht lehnte den Antrag jedoch ab. Informationen über Malsack-Winkemanns Rolle in der Reichsbürgergruppe sind den Behörden noch nicht zugespielt worden.

Polizisten, die die Aktionen gegen den ehemaligen AfD-Landtagsabgeordneten unterstützen

Polizisten, die die Aktionen gegen den ehemaligen AfD-Landtagsabgeordneten unterstützen

Quelle: Alexander Dinger

Auch ein weiteres angesehenes Mitglied der Reichsbürgergruppe kann als Person des öffentlichen Lebens gelten: Prinz Heinrich XIII. Reuss stammt aus einem alten Adelsgeschlecht. Bis zur Novemberrevolution 1918 herrschte das Haus Reuss über Gebiete im heutigen Thüringen. Der verbliebene Zweig der Familie besitzt Burgen in Niederösterreich, bei Leipzig und bei Saalfeld in Thüringen.

Fürst Heinrich XIII. besitzt in Saaldorf an der Saale ein Anwesen: das kleine neugotische Jagdschloss Waidmannsheil. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden nutzten Reichsbürger die Kaserne für Verbindungsgespräche – und planten, die Regierung zu stürzen.

Auch Prinz Heinrich XIII. griff an. Reuß

Abseits der Reichsbürgertreffen residierte der Prinz nach Informationen von WELT in Frankfurt am Main, im eleganten Westend. Auch hier griffen die Behörden während des Angriffs an.

Fürst Heinrich XIII. von Reuss, tauchte heute noch vor dem Zugriff der Sicherheitsbehörden durch Bürgerpropaganda auf. 2019 höhnte er in einer Rede auf dem vermutlich in Zürich gehaltenen “Worldwebforum”, die Bundesrepublik Deutschland sei kein souveräner Staat. Im Fürstentum Reuss lebe man «glücklich», weil die Regierungsstruktur «überschaubar und übersichtlich» sei. „Wenn etwas nicht geklappt hat, ist man zum Prinzen gegangen“, sagte Reuss.

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Reuss weiß offenbar nichts mit der Demokratie anzufangen. Gewaltenteilung ist eine „Illusion“. Deutschland ist ein „Zertifikatsland“. Auch auf dem “Worldwebforum” verbreitete Reuss dünn verschleierte antisemitische Verschwörungsmythen. Hinter Umwälzungen wie der Französischen Revolution stünden „Vertreter der Familie Rothschild“. Die Vereinigten Staaten finanzierten das Hitler-Regime. Kriege wurden begonnen, „um die Ausbreitung der Juden zu fördern“.

“Verwirrter alter Mann”

Im Juli dieses Jahres bezeichnete Prinz Heinrich 14, der als Sprecher des Hauses Reuss fungiert, den verirrten Spross der Familie als „verwirrten alten Mann“, der „jetzt in wahnhafte Verschwörungstheorien verstrickt“ sei. Heinrich XIII. verließ die Familie vor 14 Jahren auf eigenen Wunsch.

In der Familie Prinz Heinrich, XIII. Reuss als “persona non grata” angesichts seiner wilden Verschwörungsgeschichten. Andererseits machte er sich in der Reichsbürgerszene einen Namen als tapferer Whistleblower. Seine Videos werden auf den entsprechenden Kanälen des Messenger-Dienstes Telegram geteilt. Akzeptanz finden sie auch in den Kanälen des „Querdenkens“ der Foren.

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden könnten Reuss und seine Kameraden in seinen bürgerlichen Vorstellungen versuchen, eine “Reuss-Hegemonie” zu etablieren. Die Gruppe soll sich bereits aufgelöst haben. Die AfD-Politikerin Malsack-Winkemann soll im “Fürstentum Reuss” für die Justiz zuständig gewesen sein. Wer für die anderen Bereiche hätte verantwortlich sein sollen, steht noch nicht fest. Im Kontext der Sicherheitsbehörden soll die Gruppe Personen “mit einflussreichen Positionen im sozialen oder finanziellen Bereich” ausgewählt haben. Das Ziel der Gruppe war es, die derzeitige Regierung „auszuräumen“.

Die Sicherheitsbehörden verfolgten die Bürger durch das Verfahren der Staatsanwaltschaft München, die Ermittlungen gegen Prinz Heinrich XIII. Reuss begann. Worum es bei diesem Vorgang ging, ist noch nicht bekannt.

Unter Aufsicht des Verfassungsschutzes

Das Bürgerleben gilt als äußerst heterogen. Ihr verbindendes Element ist die Überzeugung, dass Deutschland kein souveräner Staat ist. Viele Bürger sehen die Bundesrepublik als einen von fremden Mächten kontrollierten “Konzern”. Die Bürger sehen das deutsche Rechtssystem als illegitim an.

Seit 2016 überwacht das Bundesamt für Verfassungsschutz offiziell die Reichsbürger-Plattform. Die Agentur zählt rund 21.000 Follower auf der Plattform. Mehr als tausend von ihnen gelten zudem als rechtsextrem. Vielen Bürgern wird eine Affinität zu Waffen nachgesagt. Der 19. Oktober 2016 gilt als Wendepunkt in der Auswertung der Reichsbürger-Plattform. Damals erschoss ein Unterstützer der Plattform einen SEK-Beamten im bayerischen Georgensgmünd. Die Beamten gingen zum Tatort, um die Waffen des Mannes zu beschlagnahmen.

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Quelle: AFP, AFP/AFP/ Saul Loeb



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