Neue Galerie in Leipzig: Kaeseberg-Schau bei Galvano Art

D.unverputzte Ziegelwände. Über der Industrielobby im Leipziger Osten wurde eine längliche Deckenleuchte installiert, die in alle Ecken des Raumes strahlt. An der Wand hängen Skizzen. 1.500 Menschen produzierten hier früher Leiterplatten im VEB Galvanotechnik, einem der bedeutendsten elektrochemischen Betriebe der DDR, der in den 1990er Jahren privatisiert und dann liquidiert wurde. Die Galvano Art Gallery hat jetzt in der ehemaligen Produktionsstätte eine 400 Quadratmeter große Ausstellungsfläche eröffnet. In der Eröffnungsausstellung sind nun Kunstwerke von Kaeseberg, der mit bürgerlichem Namen Tomas Fröbel heißt und aus Leipzig stammt, zu sehen. Henrik Unverricht, Jahrgang 1971, der mit zwei Geschäftspartnern die neue Galerie gründete, sagte: „Wir wollten Künstler präsentieren, die an diesem besonderen Ort spannende Positionen entwickeln.

Die Ausstellung „zwei punkt eins“ zeigt 49 Objekte und Gemälde des 1964 geborenen Künstlers, der sein Atelier in der Baumwollspinnerei in Plagwitz hat. Fröbels Themen sind Installationen, mal symbolisch, mal abstrakt. Während sich großformatige Zeichnungen und Gemälde eher am Konstruktivismus orientieren, orientieren sich seine Objekte an dadaistischen Vorbildern wie Marcel Duchamp. Gemälde und Zeichnungen hingegen zeichnen sich durch farbenfrohe Ornamente auf hellem Hintergrund aus, wie etwa in der Serie „diamond in the sky“. Teil I“ (18.000 Euro) und platzierte Sterne, Würfel, Rechtecke und Dreiecke auf einem durchscheinenden roten Hintergrund.

Viel Platz, viel Licht: in der Galvano Art Gallery


Viel Platz, viel Licht: in der Galvano Art Gallery
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Foto: Uwe Walter

Ein weiteres Leitmotiv des Künstlers sind die Boote. In „Forgiver IX (himmelsstürmer)“ (18.000 Euro) seziert er ein Segelschiff. Meerestrümmer folgten, Hubschrauber umkreisten Landformationen oder Bohrinseln, die Flammen spuckten. Seitlich sind auch kleine florale Zeichnungen arrangiert: rosafarbene oder rosafarbene Orchideen und Magnolien (je 5.000 Euro). Sie kontrastieren mit der industriellen Ästhetik anderer Werke.

Kunst ist der Mittelpunkt des Lebens

Das Gebäude der Galvanowerke stand viele Jahre leer, doch Unverricht war sich sicher: „Die Erinnerung an diesen wichtigen Teil der Leipziger Industriegeschichte muss bewahrt werden.“ „Als wir die Anlage zum ersten Mal sahen, war uns klar, dass hier ein neuer Showroom entstehen würde“, erinnert er sich. Vor seiner Tätigkeit als Galerist war Unverricht in der Marketing- und Unternehmensberatung tätig.

Aber als Sammler wollte er immer, dass die Kunst der Mittelpunkt seines Lebens ist. Gleichgesinnte findet er in seinen Geschäftspartnern. Durch Kontakte im Leipziger Galerieumfeld entstand die Idee, Fröbel die erste Ausstellung zu widmen.

Seine neusten Objekte, die in der Ausstellung zu sehen sind und die der Künstler seit zwei Jahren produziert, sind Markentextilien: Fröbel nimmt sie in eine weniger kreative Behandlung, gießt sie ein und arrangiert sie mit leichtem Gewicht neu. Manchmal erinnert es ein wenig an Mario Testinos Benetton-Werbespots aus den 1990er-Jahren, Kaesebergs „Unterdruck“ und „Liberity (Henrik II)“ aus Metall und Kunstharz (jeweils 14.000 Euro) sind außergewöhnlich beeindruckend.

Harte Synthetik-Sweatshirts und Metallgestelle: Kaesberg's Textiles


Synthetisches Hart-Sweatshirt und Metallrahmen: Kaesberg-Textilobjekt „Liberty (Henrik II)“ von 2021, 110 x 190 x 7 cm, 14.000 Euro
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Foto: Uwe Walter

Der Künstler sagt, seine Primärfarben seien Blau und Rot. Darauf basieren auch seine T-Shirt-Kreationen. Die exotische Materialästhetik des geformten Kunstharzes lässt die Kleidungsstücke wie eingefrorene Erinnerungsstücke aussehen. Einige T-Shirts sind mit amerikanischen oder britischen Flaggen bedruckt und drücken den Wunsch nach Freiheit aus, der durch das Tragen einer bestimmten Marke zum Ausdruck gebracht wird.

Wie der Torso liegen die mit Scheren, Fackeln und Gouache hergestellten Textilreste zwischen Farbspuren und Teer- oder Federresten. Das entspreche der elektrochemischen Behandlung von Oberflächen in der alten Fabrik, sagt Fröbel. Als Autodidakt hat er nie eine Kunstschule besucht und perfektioniert ständig seine Techniken und experimentiert mit Materialien. Die Galerie Eigen + Art hat wiederholt Werke des Künstlers in der Leipziger Dependance gezeigt.

Die Galvano Art Gallery zeigt künftig vor allem Künstler der Nachkriegsmoderne, der DDR-Szene vor der Wende und zeitgenössische Kunst aus Mitteldeutschland. Eine Retrospektive des Berliner Malers und Videokunst-Pioniers Mike Steiner ist in Planung. „Kunst muss Freude bereiten, das ist die Intention dieses neuen Hauses in Leipzig“, sagte Unverricht.

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