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Die Traditionsmetzgerei Fischer in Steinhöring, die im vergangenen Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feierte, schließt endgültig. Ein Handwerksbetrieb weniger.
steinernes Gehör – “Ist es denn wahr?”, fragt ein Kunde im Laden. Viele Stammkunden im Verkaufsraum Steinhöring an der B304 konnten es kaum glauben. Die letzten Tage der Metzgerei Fischer lagen vor Weihnachten. Mal wieder die beliebten Weißwürste, mal wieder die begehrte geräucherte Schwarzwurst. Dann ist es vorbei.

„Es gab keine wirtschaftlichen Gründe“, betont Chefin Petra Fischer-Slowik (61). Er kümmerte sich jahrzehntelang um das Geschäft und den Laden, sein Bruder Wolfgang (49) war Metzger. Seine Arbeit wurde von unabhängigen Gutachtern mehrfach mit Gold ausgezeichnet. Doch Wolfgang Fischer hatte einen Unfall. Die gesundheitlichen Folgen waren schwerwiegend. “Er hat nicht die Kraft”, sagt die Schwester. Es gab keinen Ersatz, nicht einmal in der Familie. Nach dem Abitur arbeitete die Tochter im Sozialwesen, der älteste Sohn in der Immobilienbranche. Der Jüngste hingegen widmet sich dem Essen und hält einen Teil der Familientradition am Leben.
Geheime Familienrezepte gehen an befreundete Metzger
Die Geheimrezepte der Familie gehen nun an einen befreundeten Metzger. Die bekannten Fischer-Spezialitäten werden jedoch weiterhin bestehen. Ein Verkaufsfahrzeug, bisher waren es zwei, wird auf der Kreisstraße mit Halt in Steinhöring unterwegs sein. Verantwortlich dafür ist nun Quentin Slowik, der jüngste Sohn von Chefin Petra Fischer-Slowik. Er hat viel im Unternehmen gelernt, er hat Ahnung von der Branche, er konnte Weißwürste und Hackbraten machen, aber Metzger wurde er nie. Stattdessen betreibt er eine Bäckerei und ein Café schräg gegenüber auf der anderen Seite der B 304 in Steinhöring. „Eigentlich wollte er immer Verkäufer werden“, sagt seine Mutter. Mit zwölf Jahren erklärte er selbstbewusst, er könne alles verkaufen, „auch Damenunterwäsche“. Bereits im Alter von 20 Jahren machte er sich selbstständig, „und er hört nicht auf, vor Ideen zu sprudeln“, so seine Mutter.
Vor einem Jahr wurde das 60-jährige Firmenjubiläum gefeiert
Mit der Metzgerei in Steinhöring schließt wieder ein Handwerksbetrieb. Vor einem Jahr feierte das Unternehmen sein 60-jähriges Bestehen. Als Christian Fischer 1961 die Metzgerei in Steinhöring übernahm, fing er ganz klein an. Wie so oft auf dem Land, war die Metzgerei früher Teil eines Gasthauses. Aber später arbeiteten beide Unternehmen getrennt. Christian Fischer, damals 25 Jahre alt, war ehrgeizig. „Mein Vater war damals der jüngste Metzgermeister Bayerns“, sagt Petra Fischer-Slowik heute. Seine Frau Gertrud, gelernte Bürokauffrau, kam herein und stellte sich hinter die Verkaufstheke. Er war mit 80 Jahren noch im Geschäft, bis Corona kam.

In den 1960er Jahren stellte sich der Erfolg für das junge Paar schnell ein, ihre Produkte waren bald sehr gefragt. Tochter Petra half schon in jungen Jahren. Er stand oft früh am Tag auf und arbeitete in der Firma, bevor er in Grafing, dem örtlichen Gymnasium, zur Schule ging. Geboren wurde er übrigens im selben Jahr, in dem sein Vater in Steinhöring anfing.
Mit 20 Jahren Verantwortung im Unternehmen übernommen
Wahrscheinlich hatte er sich sein Leben zunächst anders vorgestellt. Doch als sein Vater 1981 einen Unfall hatte, übernahm er die Verantwortung für den Betrieb. Er war damals 20 Jahre alt. Seit 2002 führt er den Betrieb gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang. Beide glauben an die Tugenden Handwerk, Qualität und Regionalität. „Industrieprodukte sind im Supermarkt erhältlich. Wir basteln.“ Und teurer ist es bei einer günstigen Metzgerei auch nicht. “Wir konnten immer mithalten.”
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Jetzt das Ende. Geschultes Personal habe schnell neue Aufgaben gefunden, sagt der Chef. “Niemand war arbeitslos.” Er hatte schon geweint, als er aufgab. „Es gab ein paar schlaflose Nächte, bis ich mich endgültig entschieden hatte.“ Zumindest ein Teil der Familientradition wird vom Sohn weitergeführt, zumindest mit der Vermarktung traditioneller Fischer-Produkte. Und vielleicht kommt noch jemand aus der nächsten Generation dazu, der sich für die Branche interessiert. „Damit wäre ich zufrieden“, sagt Petra Fischer-Slowik.
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