
Kopff wird künftig für Europa und Lateinamerika zuständig sein.
(Foto: Allianz)
München Zum Jahreswechsel vollzog der Vorstand der Münchener Rück die größte Umstrukturierung seit vielen Jahren. Der Vorstand des weltgrößten Rückversicherers wird jünger, weiblicher, internationaler und wächst auf zehn Personen an.
Für das Führungsteam kommt dies einem Generationswechsel gleich, zumal mit Torsten Jeworrek ein Urgestein nach über 32 Jahren aus dem Dax-Konzern ausscheidet. Die Erwartungen an die drei Neuzugänge im künftigen Vorstand sind hoch, da sie einen nennenswerten Beitrag zu den neu gesteckten Unternehmenszielen leisten sollen.
Mari-Lizette Malherbe und Michael Kerner sind am Montag in den Vorstand von Munich Re eingetreten. Clarisse Kopff hat Anfang Dezember die Leitung der Regionen Europa und Lateinamerika übernommen und gehört damit zu den Aufgaben, die die im Frühjahr ausgeschiedene Doris Höpke hinter sich gelassen hat.
Die Französin Kopff, 49, leitete zuvor den Kreditversicherer Allianz Trade in Paris, früher bekannt als Euler Hermes. Er arbeitete über 20 Jahre bei der Allianz. Der Gruppenwechsel überraschte viele, als er im Herbst bekannt gegeben wurde.
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Kopff muss in seinem neuen Aufgabengebiet die Balance halten zwischen dem traditionell starken Geschäft in Europa und den Hoffnungen, die viele im Unternehmen auf den lateinamerikanischen Markt setzen. Eine Studie des Versicherungsmaklers Willis Re prognostiziert dem Markt in Schwellenländern in den kommenden Jahren ein sehr starkes Wachstum.
Munich Re bedient den großen Markt seit Jahrzehnten mit Niederlassungen in Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Manche Konkurrenten hingegen steuern sie noch immer zentral von Miami aus.
Schon Kopffs Vorgängerin Doris Höpke hatte möglichst kundennah spezifiziert. Dies erfordert jedoch eine kritische Masse an Geschäften im jeweiligen Teilmarkt, um profitabel zu agieren. Dem wirken jedoch anhaltende politische Unsicherheiten und der hohe Investitionsstau entgegen.
Lateinamerika bleibt ein Hoffnungsträger
Vor dem Hintergrund der kürzlich angehobenen Gewinnprognose des Konzerns muss es Clarisse Kopff also gelingen, den Hoffnungsträger Lateinamerika in eine langfristig stark wachsende Region zu verwandeln. Konzernchef Joachim Wenning hatte die Gewinnprognose für das kommende Jahr von 3,3 Milliarden Euro auf ein Rekordniveau von vier Milliarden Euro angehoben.
Außerdem sollte die Netto-Eigenkapitalrendite im Jahr 2025 14-16 % pro Jahr betragen, gegenüber zuvor 12-14 %. Dazu soll jeder Markt einen angemessenen Beitrag leisten.
Damit werden die Ziele des weltgrößten Rückversicherers immer ehrgeiziger. Das dürfte auch die Erwartungen an die beiden anderen Neuzugänge wecken.
Mari-Lizette Malherbe übernimmt das Life and Health-Portfolio. Der 38-jährige Südafrikaner arbeitet seit 2007 bei Munich Re in London und hat seitdem eine steile Karriere hingelegt.
Viel Einarbeitung in die neue Aufgabe werde nicht nötig sein, heißt es aus dem Hause. Zuvor war er für das Segment Life and Health in Europa und Lateinamerika verantwortlich. Zukünftig wird es darauf ankommen, den Bereich an den neuen Anforderungen auszurichten, die der Branche in Folge der Corona-Pandemie in den letzten Jahren bewusst geworden sind.
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Unterdessen sind die Gebühren bei Munich Re stark zurückgegangen. In Zukunft wird es aber auch wichtig sein, künftige Katastrophen besser vorhersehen und darauf vorbereitet sein zu können.
Fokus auf US-Geschäft
Bleibt noch Michael Kerner, mit dem sich der Vorstand nun um eine Person erweitert hat. Seit 2018 arbeitet er bei Munich Re. Der 57-jährige Amerikaner muss das Geschäft mit speziellen Erstversicherungen vor allem in den USA ausbauen.
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Von dort aus verantwortet Kerner die Spezialeinheiten American Modern, HSB und Great Lakes Insurance, aber auch das Luftfahrtgeschäft und Einheiten, die Spezialdienstleistungen für die großen Versicherer in London erbringen. Dieser Bereich gehörte bisher zum Rückversicherungsgeschäft von Stefan Golling.
Da der Konzern für die nächsten Jahre generell ein starkes Wachstum in den USA erwartet, wurde entschieden, den Bereich in Erst- und Rückversicherungsgeschäft aufzuteilen. Golling behält die Rückversicherung, Kerner übernimmt die Erstversicherung.
Mit seiner Erstversicherungsstrategie in den USA unterscheidet sich das Münchner Unternehmen deutlich von seinem hannoverschen Konkurrenten Talanx. In der Vergangenheit hatte er den lokalen Markt immer kritischer betrachtet und sich immer mehr zurückgezogen.
Monat: Was die Bilanzierungsänderung bei Munich Re für Investoren bedeutet.