
Der Wirecard-Skandal gilt als der größte Betrugsskandal seit Jahrzehnten. Kronzeuge Oliver Bellenhaus sagt heute vor Gericht aus. Er konfrontiert seinen ehemaligen Chef mit schweren Vorwürfen.
Im Wirecard-Prozess warf der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun vor, eine Schlüsselfigur im jahrelangen milliardenschweren Betrug gewesen zu sein.
„Wirecard war ein Krebsgeschwür“, sagte der Mitangeklagte Oliver Bellenhaus heute vor dem Landgericht München. “Es gab ein organisiertes Betrugssystem.” Braun sei ein „absoluter Geschäftsführer“. “Wenn er etwas sagte, war es getan.” Braun und Bellenhaus sitzen seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft, der dritte Angeklagte ist der frühere Chefbuchhalter von Wirecard.
Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten und weiteren Verdächtigen vor, eine kriminelle Betrügerbande gebildet und die Kreditgeber des 2020 kollabierten Dax-Konzerns mit erfundenen Gewinnen um 3,1 Milliarden Euro getäuscht zu haben. Brown bestreitet die Vorwürfe.
“Er sieht sich als Opfer, und das ist ein bekanntes Muster”, sagte Bellenhaus über seinen ehemaligen Chef. Blinde Loyalität gegenüber Braun und dem ehemaligen Vertriebsleiter Jan Marsalek, der seit zweieinhalb Jahren auf der Flucht ist, führte dazu, dass er gegen das Gesetz verstieß und ihn ins Gefängnis brachte.
Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm hatte dem ehemaligen Geschäftsführer von Wirecard in Dubai zuvor vorgeworfen, er sei als Kronzeuge nicht glaubwürdig und habe im Ermittlungsverfahren die Unterschlagung in Millionenhöhe vertuscht. Dierlamm wirft der Staatsanwaltschaft schwere Fehler und Versäumnisse bei den Ermittlungen vor und will das Verfahren deshalb einstellen. Über den Suspendierungsantrag hat die Kammer noch nicht entschieden. (dpa)